Vorteil meiner stationären psychosomatischen Therapie

Vorteil. Ich kann es zu gut verstehen, wenn einem gesagt wird, dass man Hilfe braucht und man sich an eine psychosomatische Klinik wenden soll.

Sehr viele Ängste kommen hoch. Wie wird es dort? Was sind da für Menschen? Wie wird mit mir umgegangen? Ich persönlich fühlte mich sehr unsicher und neben den oben genannten Fragen, ging mir alles Mögliche durch den Kopf.

Immerhin hört man viele schlechte Dinge. Man wird ans Bett gefesselt oder das Handy kommt weg – Nein! Nur in sehr wenigen Ausnahmefällen, dafür muss schon sehr viel passieren. Also, löse dich von diesen Gedanken.

Um dir ein wenig dir Angst zu nehmen, möchte ich dir gerne ein paar Vorteile, meines stationären Aufenthaltes erläutern. Kurz vorweg: Ich war 8 Wochen in der Klinik.

So sah mein Zimmer aus. Ganz okay, kein Krankenhausflair, gottseidank!

Vorteil 1: Es wird sich gekümmert

Und zwar um DICH!

Du bekommst Frühstück, Mittag und Abendessen dahingestellt und brauchst nur zu essen. Mit viel Glück brauchst du dein Essen nur noch vom Tisch abräumen und vor dem Essen natürlich aus dem Essenswagen holen.

Natürlich gibt es häufig die Möglichkeit, selber zu Kochen. Da ist es dann natürlich etwas anderes. 🙂

Außerdem bekommst du deine Medikamente gerichtet und musst dich nicht selber darum kümmern. Ein Gedanke weniger.

Prinzipiell wird geschaut, dass es dir gut geht und wenn nicht..

Ist jemand zum Reden da

Damit meine ich nicht nur, deine Mitpatienten, sondern und vor allem das Pflegefachpersonal.

Sie hören dir aufmerksam zu, geben dir Tipps, wenn du möchtest und das zu JEDER Tageszeit. Du brauchst keine Rücksicht nehmen, wenn du schlecht geträumt hast und nun mitten in der Nacht darüber sprechen möchtest. Es ist ihr Job.

Natürlich ist das Pflegepersonal auch Ansprechpartner für alle Dinge, die dir in der Klinik nicht gefallen. Oftmals können die Dinge verändert werden. Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Du bist nicht alleine

Wenn du dich eingelebt hast und die ersten Kontakte mit den Mitpatienten entstehen, wirst du ganz schnell merken, du bist nicht alleine.

Ich habe in meinem Haus, selbstständige Personen, Menschen die in der Öffentlichkeit arbeiten oder sogar bei Gericht dabei gehabt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich diese Menschen in einer Klinik finden werde. Aber doch, das tun wir – denn wir sind alles nur Menschen, egal welchen Job wir haben.

Was ich damit sagen will: Es wird darauf geachtet, dass Personengruppen zusammen geführt werden, alleine wegen der besseren Therapieorganisation.

Wenn der Austausch erstmal stattfindet, dann möchtest du ihn nicht mehr vermissen. Sehr viele Parallelen können sich bemerkbar machen und sogar Freundschaften entstehen.

Vorteil: Die Gemeinschaft

Wenn du Glück hast, entsteht sogar eine richtige Gemeinschaft.

Austausch, zusammensitzen und Zeit überbrücken oder so wie wir, zusammen Grillen, ist wirklich Gold wert.

Es macht sehr viel aus, wenn man mehrere Leute hat, die sich miteinander verstehen. Es ist ein tolles Gefühl und hilft meines Erachtens auch dabei, sich wiederzufinden.

Der Vorteil ist ganz klar, dass du deine Zeit nicht alleine verbringen musst und immer jemanden zum Reden hast. Jemanden unabhängiges und kein Fachpersonal.

Der Bubble – Vorteil

In der Klinik wo ich war, hat man liebevoll gesagt, dass wir uns in einer Blase befinden.

In dieser Blase kannst du dich austoben, alles in einem geschützten Rahmen ausprobieren. Wenn du Ruhe brauchst, dann darfst du dir die Ruhe nehmen.

Dir kann in dieser „Bubble“ nichts passieren, da auf sich geachtet und für dich gesorgt wird.

Die Körpertherapie

So wurden Therapien genannt, die nicht zur Psyche gehört. Hier waren zum Beispiel, progressive Muskelentspannung, Atemtraining, Yoga, Achtsamkeitstraining, Fitness usw. dabei.

Mir hat es in dem Fall geholfen, dass ich mich, soweit es ging, auspowern konnte und meine Anspannung, weniger wurde. Außerdem habe ich gelernt, mich zu entspannen, was tatsächlich auch harte Arbeit bedeutet.

In der Körpertherapie ging es auch darum, deinen Körper kennenzulernen, was macht er in gewissen Situationen. Somit kannst du besser zuordnen, was gerade mit dir in einer Stresssituation passiert, ohne im Panik zu verfallen.

Die Kreativwerkstatt

Ist auch eine ganz tolle Zusatztherapie gewesen. Hier konnten auch kreative Köpfe so richtig austoben.

Holzarbeiten, Malen, Töpfern, Basteln, Sticken, Stricken oder so wie ich, in meiner Therapiezeit gelernt habe, Häkeln.

Wir konnten tatsächlich alles, was das Herz begehrte, ausprobieren. Es wurden Hilfestellungen gegeben, aber nicht vorgegeben. Somit musstest du wirklich überlegen, was möchte ich machen und wie möchte ich es machen.

Die Gruppentherapien

In den Gruppentherapien, haben wir nicht gesessen und gesagt „Hallo, mein Name ist Kim und ich habe Depressionen“, nein, wir wurden aufgeklärt, über unsere Erkrankung.

Wir haben Lösungsmöglichkeiten an die Hand bekommen und/oder konnten sie in der Gruppe zusammen erarbeiten. Natürlich haben wir uns auch austauschen können, denn jeder hat ein anderes empfinden.

Mir haben die Gruppentherapien sehr viel gebracht. Vor allem zur Aufklärung und zum Umgang meiner Erkrankung. Ich finde, es ist ein ganz wichtiges Instrument, neben dem Einzelgespräche, die ich auch in meiner ambulanten Psychotherapie führen kann.

Vorteil: Der geordnete Tag

Ein Vorteil für viele Personen war es tatsächlich, dass es eine Tagesstruktur gab. Wer morgens um halb 8 nicht bei der Morgenrunde war, wurde danach geweckt.

Es ist wichtig, aufzustehen und seinen Tag zu strukturieren, denn wenn wir im Bett liegen bleiben, wird alles nur noch schlimmer.

Wir haben für die ganze Woche einen Plan mit unseren festen Terminen gehabt, die wir auf jeden Fall nachgehen mussten. Die Kreativwerkstatt war von 8 bis 16 Uhr auf und wenn noch Platz bei den Körpertherapien war, konnte man dort auch ohne Anmeldung teilnehmen.

Es gab ein Essensfenster, das dem das Essen zumindest aus dem Essenswagen geholt werden musste. Denn Eigenständigkeit sollte man weiterhin bleiben oder wieder werden, deshalb gab es auch kleine

Aufgaben

Die in Form von Diensten verteilt wurden. Am Freitag wurde besprochen, wer welchen Dienst übernimmt, zum Beispiel Blumen gießen, Tisch abwischen, Wohnzimmer ordentlich halten.

Das dient einfach dem, dass du weiterhin deine Selbstständigkeit beibehälst. Es bringt dir nämlich gar nichts, in der Therapie zu sein, alles vorgesetzt und gemacht zu bekommen und dann gehst du noch Hause und fängst von vorne an, weil du es in der Zeit ein Stück weit verlernt hat. Deshalb ist dieser Punkt auch auf meiner Vorteilsliste.

Gerade bei Personen mit starken Depressionen, die nicht aus dem Bett kommen, eine sehr gute Übung. 🙂

Die Medikamentenanpassung

Ist natürlich auch ein riesengroßer Vorteil.

Denn die Pflege kann sehen, ob du eventuell Veränderungen durch ein Medikament aufweist und sofort reagieren. Eine Medikamenten-Einstellung, egal welcher Erkrankung ist stationär immer sinnvoller als ambulant.

Vorteil: die Protokolle

Während meines Aufenthaltes habe ich ganz viele Protokolle ausfüllen müssen.

Wann esse ich? Wieso esse ich? Welches Gefühl steckt dahinter? Was esse ich?

Oder

Wie ist meine Anspannung am Morgen, was habe ich da getan? Wie verändert sie sich über den Tag? Steigt sie an bei einer Tätigkeit oder flacht sie ab?

Diese Protokolle klingen erstmal sehr anstrengend, sind sie für mich nicht gewesen. Im Gegenteil, im Endeffekt habe ich daraus gelernt, was mir guttut, was mir nicht guttut und wieso ich dies tue, was ich tue. Somit hatte ich nochmals ganz andere Therapieansätze.

Fazit

Ich könnte noch viel mehr positive Eigenschaften aufschreiben. Doch ich denke, es reicht erstmal für den Anfang.

In meinem ersten Absatz habe ich dir Klinik verlinkt, in der ich war. Wenn du auf den Link klickst, dann kannst du mein Fazit lesen. Doch im Ernst: Mir hat die Therapie geholfen und es gab viel mehr schöne Momente, wie schlechte. Ich denke, manchmal muss man sich auch darauf einlassen und ohne Vorurteil daran gehen. Denn es ist wie im Internet.. Essen hat nicht geschmeckt? Dann schreibe ich eine schlechte Bewertung. Doch jemanden anderes kann das Essen wiederum sehr gut schmecken. Also überzeuge dich selbst und nimm die Hilfe an, wenn sie bekommst. Du schaffst das!

Ich hoffe, dass ich dir ein wenig die Angst nehmen konnte. 💛

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