Vorsorgedokumente. „Dafür bist du noch viel zu jung“, wurde mir geschrieben, als ich dieses Thema bei Instagram angeschnitten habe.
Ich kann den Gedanken verstehen, doch ich habe auch im Rettungsdienst gearbeitet und weiß aus der Erfahrung: Niemand ist zu jung, um sich, um seine Vorsorge zu kümmern.
TW: Tod
Leider werden Vorsorgedokumente immer mit dem Tod assoziiert. Doch es geht auch & ich finde viel mehr darum, festzuhalten, was ich in Lebenszeiten will. Ein Unfall kann immer und jederzeit passieren, plötzlich kannst du dich nicht mehr äußern – der Tod ist noch weit weg – woher wissen deine Angehörigen, was du möchtest? Hast du mit Ihnen darüber gesprochen? Erinnern Sie sich auch, wenn sie sich Sorgen um dich machen? Genau, für solche Fälle sind Vorsorgedokumente nicht falsch.
Doch fangen wir von vorne an.
Was für Vorsorgedokumente gibt es?
Die Patientenverfügung
In der Patientenverfügung werden deine persönlichen Wünsche bezüglich der lebenserhaltenden Maßnahmen geregelt.
Du kannst entscheiden, in welcher Situation diese Verfügung greifen soll und auch nur dann, kommt sie zum Einsatz. Im ganz allgemeinen geht es hier um medizinische Dinge wie z. B. Blutersatzprodukte, künstliche Beatmung/Ernährung, Organspende, Dialyse & Antibiotika.
Auch wird geregelt, wo man im Ernstfall versterben möchte (wenn es noch möglich ist), welche Angehörige von dir angehört und für mich persönlich auch sehr wichtig, welcher Angehörige nicht angehört werden soll.
Mittlerweile gibt es ein Ergänzungsblatt „wenn ich an Covid erkranke“.
Hier geht es um eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus, Beatmung, Dialyse (künstliche Blutwäsche), Intensivstation & Wiederbelebungsmaßnahmen.
Vorsorgevollmacht
In der Vorsorgevollmacht kannst du bis zu zwei Personen, denen du vertraust, befähigen, sich um deine Verträge & Konten zu kümmern. Es geht auch um deine Gesundheitsvorsorge, Augenhalts- & Wohnungsangelegenheiten, Vertretung vor Behörden/Gericht und die Vermögensvorsorge. Auch Post- & Fernmeldeverkehr, digitale Medien & Totensorge können hier festgehalten werden.
Zu den digitalen Medien gibt es mittlerweile einen
Digitalen Nachlass
In dem einfach geklärt wird, was mit deinen Konten im Internet passiert & wer sich darum kümmert.
Ich persönlich habe eine ganze Liste mit Anmeldedaten, damit im Notfall alles zusammen ist.
Betreuungsverfügung
In der Betreuungsverfügung kannst du bis zu zwei Personen dazu befähigen, sich um dich zu kümmern. Wichtig: Auch wer dies auf keinen Fall erledigen soll, wird festgehalten. Gibt es kein Dokument darüber, kann es im schlimmsten Falle passieren dass, das Gericht einen Betreuer stellt, dieser ist meistens fremd.
Organspendeausweis
Auf dem Organspendeausweis kannst du entscheiden, was mit deinen Organen passieren soll & auch mit welchen Organen.
Natürlich ist es auch völlig okay, zu sagen: „es bleibt alles dort, wo es ist.“
Wenn du keinen Organspendeausweis hast: In der Patientenverfügung wird dieses Thema auch nochmal aufgegriffen.
Dies sind die wichtigsten Vorsorgedokumente, die meines Erachtens jeder haben sollte.
Denn wie du vielleicht jetzt herausgelesen hast, geht es wirklich darum, was du willst. Natürlich nimmt es den Angehörigen auch sehr viel Druck, denn sie müssen nicht jetzt sofort entscheiden, was für dich richtig oder falsch ist, denn du hast es Ihnen abgenommen. Es lindert natürlich nicht den Schmerz über die Situation, aber es ist auch nicht verkehrt. Denn wenn ich im Rettungsdienst eines gelernt habe: dann, das Familienangehörige oftmals nicht rational denken.
Ein Beispiel: Ich musste eine 96-jährige Dame aus einem Altenheim abholen & in das Krankenhaus bringen. Zum Sterben & obwohl die Dame immer und immer wieder sagte, sie möchte nicht. Doch die Angehörigen wollten es – somit wurde die Dame noch hohem Stress ausgesetzt, umgelagert auf unsere Trage, umgelagert im Krankenhaus. Im Krankenhaus wurden mehrere Versuche vorgenommen, einen Zugang in Ihre Venen zu bekommen, was kaum noch möglich war. Dabei hat man meiner Meinung nach mit 96 Jahren einen friedlichen, stressfreien Tod verdient.
Genau für solche Fälle schützen diese Dokumente.
Im letzten Jahr ist ein Bekannter mit nur 58 Jahren verstorben, kein Alter. Was ich aber damit sagen möchte: Wir können den Tod nicht voraussehen, deshalb ist es auch nie zu früh, sich um die Vorsorgedokumente zu kümmern.
Das Testament
Das Testament regelt nach deinem Todesfall, was mit deinem Nachlass passieren soll. Wer Erbe sein wird & wer nicht. Dies hilft häufig dabei, Missverständnisse und Streitigkeiten innerhalb der Erben zu vermeiden.
Wir können das Testament ohne notarielle Beglaubigung aufbewahren. Dies muss allerdings nach bestimmten Formvorschriften geschrieben sein, diese sind im §2247 & §2267 BGB geregelt.
Wenn es viel oder/und große Summen zu Erben gibt, empfiehlt sich natürlich trotzdem das Testament über den Notar machen zu lassen.
Wünsche für den Todesfall
Wenn du schon einmal einen Angehörigen verloren hast (was mir sehr leidtut) weißt du, was alles für Fragen auf dich zukommen. Wie soll die Person beerdigt werden, was für ein Sarg/Urne, Wo, Trauerfeier ja/nein? Wünsche für die Trauerfeier? Sollen die Kirchenglocken läuten? Und so weiter und so fooooort.
Nun, auch hier kannst du nachhelfen, indem du deine Wünsche einfach aufschreibst oder zusammen mit einem Bestatter festhälst. Es gibt eine sogenannte Bestattungsverfügung, die meines Erachtens auch nicht verkehrt ist.
Wenn du das nötige Kleingeld aufbringen möchtest, kannst du auch eine Sterbegeldversicherung abschließen. Dies machen häufig auch die Bestatter, ich finde es Vertrauenswürdiger, wie über eine Versicherungsinstitution. Ebenfalls gibt es ein Treuhandkonto, welches man einrichten könnte.
Ich persönlich finde es nicht verkehrt, schon ein paar Dinge vorbereitet zu haben.
Denn die Angehörigen haben noch soviel Bürokratie vor sich. Die Versicherungen müssen gekündigt werden, der digitale Nachlass, die Gelder, Bankkonten, Vereinsmitgliedschaften usw. Ich war wirklich sehr überrascht, was ein Tod alles mit sich bringt. Habe es erst 2021 persönlich und zum ersten Mal richtig bewusst miterlebt. Dieses Erlebnis hat mich dazu bewogen, solche Dinge einfach zu klären.
Meine Tipps für deine Vorsorgedokumente
- Bewahre sie dort auf, wo deinen liebsten schnellen Zugriff darauf haben
- Sprich mit deinen Angehörigen darüber
- Sie sind immer sinnvoll, vor allem bei schweren Erkrankungen I auch & vor allem im Endstadium
- Wenn du Hilfe beim Ausfüllen brauchst, wende dich an einen Sozialverband, sie helfen dir
- Hol dir die Dokumente beim Sozialamt/Sozialverband oder einer Hilfsorganisation
- Dein Hausarzt kann dich ebenfalls beraten, nimm dies in Anspruch, wenn du dir unsicher bist.
Nun das war jetzt aber genug Input.
Ich hoffe, es hat dir ein wenig geholfen. ♥ Schreib mir gerne für Tipps/Anregungen oder deine eigenen Erfahrungen
Bitte vergiss nicht, dass ich nur ein Laie in diesem Thema bin und somit keine Rechtsberatung übernehmen kann. Ich hab zwar alles ganz genau recherchiert, hafte aber auch nicht für Fehler.