Skills. Ein Skill ist eine Technik, Fähigkeit oder Fertigkeit, die erlernt werden, um mit bestimmten Situationen leichter umgehen zu können bzw. um aus einem Gefühl/einer Situation herauszukommen.
Die DBT unterscheidet Skills in 5 unterschiedlichen Modulen. Es gibt sie für die Stresstoleranz, Umgang mit Gefühlen, für die zwischenmenschlichen Fertigkeiten, für den Selbstwert und auch für die Achtsamkeit. Je nach Anspannungsgrad werden dann verschiedene Skills aus den versch. Modulen genutzt, um wieder eine „normale“ Grundspannung zu bekommen und um:
- Sich zu entspannen
- abzulenken
- den Körper zu spüren
- im Hier und Jetzt anzukommen oder zu bleiben
- Das Wohlbefinden zu steigern
- Selbstschädigen Verhalten zu vermeiden
Die Achtsamkeit ist übrigens die Mutter des Skill 🙂
Skills bringen wir in den meisten Fällen mit Menschen, die an Borderline erkrankt sind, in Verbindung. Allerdings hat jeder Mensch Skills, nur die Meisten wissen es nicht. 🙂 Das beste Beispiel ist: Wenn jemand zu dir sagt: „ich brauche eine Pause“ & die Person geht an die Luft spazieren, dann ist es unbewusst ein Skill.
Wichtig ist: Ein Skill darf nicht schädigend sein!
Also, Rauchen ist kein Skill. Auch wenn dies häufig so ausgelegt wird, denn es schadet auf langfristiger Sicht die Lunge.
Einige Menschen, mit Depressionen, Autismus, einer posttraumatischen Belastungsstörung oder/und Angststörungen jeglicher Art, benutzen ebenfalls bewusst Skills. Was ich damit sagen möchte, Sie sind für jedermann geeignet.
Inhaltsverzeichnis
Die Anspannung
Die Anspannungskurve ist bei jedem Menschen super individuell.
In der Klinik, hatte ich ein Protokoll, in der ich jede Stunde meine momentane Anspannung eintragen konnte. Somit hatte ich im nachhinein zu reflektieren, ob es Vorboten gibt und/oder Auslöser für die Hochanspannung.
Die Anspannungsskala wird in drei Bereichen eingeteilt und nummeriert von 0 bis 100.
Wenn die Skala vor die liegt, sind die Nummer 0-30 eine niedrige Anspannung. Diese haben die meisten Menschen morgens beim Aufstehen, es sei denn, sie fallen eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn aus dem Bett, was ich ganz gut geschafft habe.
Zwischen 30 -70 liegt die mittlere & auch die Grundanspannung. Bei 50-70 sollte angefangen werden zu „skillen“ bevor, man in den Hochanspannungsbereich von 70 bis 100 gerät.
Bei einem Anspannungsgrad von 100 können vor allem Menschen mit Borderline nicht mehr reagieren und klar denken. Dieser Punkt wird „Point of return“ genannt. Um diesen Zustand zu beenden, wird ein selbstschädigendes oder selbstverletzendes Verhalten eingesetzt. Aus diesem Grund sollte vor dem Hochspannungsbereich schon „geskillt“ werden. Wichtig zu wissen ist auch, dass wir uns von der Hochanspannung auch zurück zur Grundanspannung skillen sollten. Nicht nur in eine Richtung 🙂
Übrigens hilft ein Skill auch bei Grübelphasen & die kennt jeder von uns 🙂
Was gibt es für Skills?
Ich habe daheim eine Liste liegen mit über 350 Skills. Prinzipiell kann alles ein Skill sein, was dich nicht verletzt und auf Dauer dir nicht schädigt.
Es gibt:
- zum Riechen
häufig werden Lavendelöl, Minzöl, Duftspray oder Heilpflanzenöl verwendet - bei Anspannung
wie z. B. ein Igelball, Skillring, Chillibonbons, Icepack, Centershock - bei Dissoziationen
hier gibt es einen Knackfrosch, Jonglierbälle, Kopfmassagegerät - zum Essen
oder zum Kauen, wie Kaugummi, Bonbons in versch. Geschmacksrichtungen. Oft werden saure oder scharfe Bonbons benutzt - Selbstfürsorge
Lebenskarten, Mandala malen, Achtsamkeitsübungen
Wie du siehst, es gibt Tausende von Skills. Die Skills, die du benutzt, sollten natürlich auch zu deinem Wahrnehmungskanal passen.
Wahrnehmungskanal
Wahrnehmen können wir über unsere Sinnesorgane.
Wir können also riechen, schmecken, sehen, hören, fühlen und tasten. Unsere Hauptsinneskanäle sind Sehen, hören, fühlen, schmecken und Riechen. Dementsprechend solltest du auch deine Skills aussuchen.
Wie genau das funktioniert, möchte ich gar nicht alles beschreiben. Denn sonst wären Skill-Gruppen nicht mehr notwendig. Außerdem sind manche Dinge einfach besser, wenn man sie in der Therapie oder Selbsthilfegruppe lernt. Jedoch wirst du sicher herausfinden, was ein Hauptsinneskanal ist, wenn du dich achtsam damit beschäftigst und ausprobierst.
apropro
Skills müssen ausprobiert werden
Ich empfehle dir in eine Skillgruppe zu gehen, denn dort kannst du Skills ausprobieren. Das ist ganz wichtig, denn es bringt nichts, wenn du dir ein Skill kaufst und er hilft dir nicht. Natürlich gibt es auch Skills, wofür du nichts kaufen musst. Handarbeit z. B., ein Buch lesen (wenn man eins zu Hause hat), Traumreisen machen, Musik hören, tanzen, spazieren gehen, Sport machen.
Übe mit deinem Skill in guten Zeiten, für die schlechten Zeiten
Um im Notfall deinen Skill richtig anwenden zu können, solltest du sie in guten Zeiten üben.
Aber nicht zu oft, denn irgendwann kann es passieren, dass der Skill nicht mehr hilft. Deshalb sollten die Skills auch regelmäßig kontrolliert und ausgetauscht werden.
Wo wir gerade beim Notfall sind, es gibt einen sogenannten
Skillnotfallkoffer
Es gibt einige Menschen, die führen Skills in einer kleinen Tasche mit sich und wenn sie diese unterwegs brauchen, greifen sie darauf zurück. Eine kleine Notfalltasche 🙂 andere Personen haben wiederum zu Hause ein Täschchen liegen oder eine Box mit den Skills drin stehen.
Der „Notfallkoffer“ sollte zu jederzeit zusehen sein und vor allem darauf zugreifbar sein.
Es gibt tatsächlich Skillkoffer zu kaufen. Doch ob er sinnvoll ist, musst du für dich alleine entscheiden. Meine Erfahrung ist: Es ist nicht sinnvoll, denn die Skills sollten schon auf dich individuell angepasst sein, damit sie dir helfen.
Fazit
Skills sind eine echt gute Hilfe, die für jeden geeignet sind.
Ich empfehle eine Skillsgruppe, um den richtigen Umgang mit Skills zu erlernen und Skills ausprobieren zu können, um deine individuellen Skills zu finden. Ein Skillnotfallkoffer ist aufjedenfall Sinnvoll vor allem für Menschen mit einer emotinal instabilen Persönlichkeitsstörung & Angstpatienten.
Liebe Kimberly,
vielen Dank für diesen ausführlichen und inspirierenden Beitrag. Er hat mir einiges neues gelehrt. Das mit den Bonbons kannte ich nicht. Kürzlich sah ich noch Chillibonbons und dachte es sei ein witziger Gag. Da dies in einen Skill-Koffer gehören könnte war mir nicht bewusst. Liegt es daran, dass der Körper dann plötzlich mit was anderem konfrontiert wird und sich daraufhin wieder mehr erdet? Was sind Knackfrösche? Bei mir hilft es spazieren zu gehen und zu tanzen und singen. Aber das ist auch nicht immer sofort möglich. Eine schnelle Kleinigkeit wäre effetkiver. Was bevorzugst du in solchen Momenten?
Grüße aus Thüringen
Lisa
Hey Lisa,
Danke, für deinen Kommentar.
Genau, du wirst mit etwas konfrontierst womit, du nicht rechnest und kommst somit aus deiner Situation raus. Deine Skills sind auch echt super!! Ich finde es toll, dass du dich damit auch beschäftigst. Die Chilli Bon Bons sind aber wirklich hart! Ich habe sie nicht vertragen. Es gibt ja ewig viele Dinge aus Chilli.
Lieben Gruuuss