Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Mut-Beitrag schreiben möchte. Nun habe ich mich dafür entschieden, um noch mehr Menschen Mut zu machen und um ein Zeichen gegen Stigmatisierung zu setzen. Ja, ich habe mir Hilfe geholt und bin seit dem 25.05.22 in einer psychosomatischen Klinik. Mittlerweile sind 4 Wochen vergangen, ein guter Zeitpunkt um diesen Beitrag zu schreiben.
Inhaltsverzeichnis
Mut-Beitrag:
Wie kam es dazu, dass ich in die Klinik gegangen bin?
Ich bin zum ersten Mal im Alter von 10 Jahren in einer psychosomatischen Klinik gewesen, der Grund dafür unvorstellbar – weshalb ich ihn auch nicht weiter beschreiben möchte.
2015 war ich tatsächlich das zweite Mal in der Klinik mit der Diagnose „Depressionen“ und „Posttraumatische Belastungsstörung“. Ich bin sehr stabil wieder aus der Klinik entlassen worden und habe ein viertel Jahr ambulante Therapie weiter gemacht, bevor ich nach Hof gezogen bin. Seitdem habe ich tatsächlich keine Therapie mehr in Anspruch genommen.
Irgendwann vor ca. 2 Jahren ging es mir schon einmal sehr schlecht. Doch irgendwie konnte ich mich über Wasser halten, mit der Selbstständigkeit viel überspielen, mein wahres Ich verbergen. Ja, es kostet mich sehr viel Überwindung, diesen Mut-Beitrag zu schreiben.
Wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass es mir seit Januar nicht sehr gut geht. Einige Ärzte sagten, dass meine asthmatischen Symptome psychosomatisch sind. Es ist ja auch sehr leicht, einer psychisch kranken Patientin zu sagen, die Symptome kommen daher. Außerdem ging es mir durch die vielen Krankenhaus-Aufenthalte tatsächlich psychisch immer schlechter. Immerhin hatte ich im Krankenhaus auch viel Zeit nachzudenken und mir sehr viele negative Gedanken zu machen. Ich habe sehr viel geweint, fast nur noch geweint und nichts mehr gefühlt, weshalb ich mich dann entschlossen habe, mir Hilfe zu holen.
Es muss Klick machen
Natürlich haben mir viele Menschen gesagt, „Kim, du brauchst Hilfe“. Ja, auch die Krankenhaus-Psychologen waren bei mir und haben mir gesagt, dass ich in eine stationäre Behandlung gehen sollte. Ich habe das nicht wahr nehmen können, ein wenig als wäre ich in einer Blase gefangen und die Worte dringen nicht ein.
Ich selber habe gar nicht mitbekommen, dass ich mich zurückgezogen habe. Das ich immer mehr geweint habe und überhaupt nicht mehr „ansprechbar“ war. Natürlich konnte man mit mir sprechen, doch ich habe es nicht verarbeiten können und das fällt mir auch immer noch schwer. Tatsächlich bin ich in den letzten Jahren wie ein Roboter ohne Gefühle oder Pausen durch mein Leben gegangen. Ja klar, habe ich mich gefreut, wenn ich Ausflüge gemacht habe, doch bei den Ausflügen habe ich immer und immer wieder negativ Gedanken gehabt. Genießen konnte ich nicht bzw. sehr, sehr selten. Nein, mir ist nicht aufgefallen, dass sich mein Umfeld verändert hat. Mir ist nicht aufgefallen, dass sich meine Gedanken verändert haben, auch ist mir nicht aufgefallen, dass sich mein Wesen, mein Handeln und meine Sprache verändert hat – zum Schluss habe ich kaum noch gesprochen, über mich schon 3x nicht.

Doch als ich auf dem Sofa lag und nicht mehr hochkam, mich nicht mehr bewegen konnte und weinte, machte es irgendwo Klick und der Schalter legte sich um. Ich verstand, dass ich nun wirklich Hilfe brauche und dass es nicht schlimm ist, sich Hilfe zu holen.
Morgens kam ich nicht mehr aus dem Bett, auch tagsüber musste ich viel schlafen. Ich konnte nicht mehr denken, der Kopf dröhnte, alles war laut und zu hell. Hab nur noch Ruhe gebraucht. Gott sei Dank, kann ich mich kaum noch daran erinnern.
Es ist als würdest du mit dem Rauchen aufhören wollen. Bevor es nicht bei dir im Kopf klick, gemacht hat und du verstanden hast, dass du Hilfe benötigst, klappt es auch nicht. Ich möchte noch einmal betonen, dass wir mittlerweile kaum noch Therapieplätze haben! Trotzdem spricht niemand darüber und das Thema psychische Erkrankung wird tot geschwiegen.
Die letzten 4 Wochen, bis zum Mut-Beitrag
waren sehr, sehr hart!
Ja, ich habe während der Therapiezeit viel geweint und auch den Mut verloren. Die Therapie ist sehr anstrengend und kein Katzensprung. Ich muss sehr viel an mir arbeiten, mit mir arbeiten. Es ist hart, doch an Tagen wie diesen, an Tagen wo ich plötzlich nicht mit schlechter Laune aufstehe, da weiß ich: Das Leben ist lebenswert. Es gibt so viele schöne Dinge, wenn wir genau hinsehen.
Das ich diesen Text nach genau vier Wochen einmal schreibe, hätte ich selber nicht geglaubt! Ich habe tatsächlich nicht mehr an mich geglaubt. Es gibt auch immer noch Tage, an denen ich keine Kraft habe. Doch ich merke, dass es plötzlich Tage gibt, an denen ich nicht mehr mit schlechter Laune aufstehe bzw. überhaupt aufstehen kann.
Ich habe gelernt,..
Neben der Tatsache, dass ich nun weiß, dass ich 5 Mahlzeiten am Tag brauche, um Essanfälle zu vermeiden, habe ich herausgefunden, dass:
🐢 mein Charakter anders ist wie der meiner Erzeugerin
🐢 ich zu sehr Angst habe, so zu werden wie sie und diese Angst mich in vielen Dingen hemmt. Doch dies soll anders werden. Ich bin ein eigener Mensch.
🐢 Mich die letzten Monate in den Krankenhäusern und Ärzten ziemlich dolle ausgelaugt und verletzt haben.
🐢 Ich in den letzten Jahren, wie ein Roboter durch das Leben lief und alles nur noch abgespult habe.
Neben den ganzen Therapien habe ich gelernt, dass ich Häkeln toll finde und es auch gut kann. Ich bin quasi schon fast süchtig danach.

Fazit
Ich bin wirklich froh, dass ich mir Hilfe geholt habe und natürlich ist es schwer darüber zu sprechen. Natürlich will man nicht, dass die Umgebung weiß, wie es einem geht. Doch wenn wir uns einen Arm brechen, gehen wir auch zum Arzt.
Scheu dich nicht davor, Hilfe zu holen. Es ist hart und es tut weh. Doch ich glaube fest daran, dass es sich lohnen wird. ♥️
Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir in den Kommentaren ein Feedback hinterlassen würdest, ob du mehr über diesen Weg von mir erfahren möchtest.