
Glücklich trotz Depressionen.
Ich bin auf Instagram online, als ich eine Nachricht erhalte. Bei manchen Profilen bin ich sehr skeptisch, weshalb hab ich sehr vorsichtig geantwortet habe. Aber ich möchte dir diese Nachricht gerne zeigen, natürlich ist sie anonym.
Diese Nachricht hat mich zum Nachdenken gebracht.
Natürlich war mir bewusst, dass es noch sehr viele Vorurteile gegenüber Menschen mit depressiven Erkrankungen gibt, doch dass es so extrem ist, hatte ich nicht auf dem Schirm.
Deshalb dachte ich, ist dies ein gutes Thema für einen Blogbeitrag.
Vorweg:
Jede Depression äußert sich anders.
Es gibt nicht DIE Depression, es gibt nur „Kims“ Depression.
Was ist eine Depression & was sind die Symptome?
Dies kannst du hier lesen.
Inhaltsverzeichnis
Glücklich trotz Depressionen – Wie ist das mit Depressionen?
Wie oben schon geschrieben, nimmt jeder seine Depression anders wahr.
Somit kann ich nur von mir berichten – es folgt ein kleiner Erfahrungsbericht.
Bevor ich in der Klinik war, hatte ich sehr schlimme Depressionen. Mein Leben hing an einem seidenen Faden, der drohte jeden Moment zu reißen.
Rückblick
Vorsicht Triggerwarnung: Gedanken, Suizid
Gedanken wie: „Du bist nichts wert“, „Du bist eine Last für deine Familie“, „deiner Familie würde es ohne dich, besser gehen“, quälten mich Tag für Tag, teilweise Stunde für Stunde. Auf Reha in Bad Lauterberg wurde es dann so schlimm, dass ich mich dort einem Psychologen anvertraute. Aufgrund meiner kontinuierlichen Schmerzen bekam ich zeitgleich neue Tabletten. Diese Tabletten habe ich nicht vertragen, dachte ich bis zu diesem Zeitpunkt, sie sind schuld an allem. Es ging so weit, dass ich verlegt wurde, wegen „akuter Suizidalität„.
Ich war dann noch eine Zeitlang daheim und weinte immer noch so viel wie auf Reha. Ich kam manchmal nicht mehr aus dem Bett raus, konnte mich nicht mehr konzentrieren, hab alles vergessen. Bis der Tag kam, wo ich schreiend vor Schmerzen und weinend auf dem kalten Fußboden lag und nichts mehr mitbekam. Die Ansprache meines Mannes klang als würde er durch Watte mit mir sprechen, mein Sohn war Gott sei Dank im Kindergarten. Ich war komplett am Ende. Doch dies war der Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe, dass ich Hilfe brauche.
Heute
Nachdem ich meine Therapie gemacht habe, ist es nicht mehr so.
Ich habe zwar immer noch Depressionen. Jedoch äußern sie sich mittlerweile in Phasen, d.h es gibt Tage, an denen es mir nicht gut geht und dann gibt es Tage, die sind wie bei dir, ganz normal – mit allen Gefühlen der Welt – auch Freude!
Trotzdem können wir Menschen mit depressiven Erkrankungen (es gibt verschiedene) unsere Gefühle nicht beeinflussen.
Es gibt sogenannte Vorboten, an denen ich merke, dass sich eine Depression in Anmarsch macht. Mittlerweile habe ich auch meine ganz eigene Strategie entwickelt, mit der depressiven Phase umzugehen. Das ist ganz wichtig. Denn umso eher ich merke, dass sich der „schwarze Hund“ breit macht, desto eher kann ich entgegenwirken und meinen Hund wieder an die Leine nehmen.
Beispiel 1: Ich habe grundsätzlich nach einem Asthmaanfall mit nicht invasiver Beatmung eine ganz schlimme depressive Phase, mit Suizidgedanken. Ich selbst kann dies leider nicht beeinflussen, aber ich kann beeinflussen, wie mein Umfeld damit umgeht, in dem ich mit Ihnen rede. Offen & ehrlich. Ja, es tut weh und ja, man macht sich nackt in seinem Umfeld. Doch meine persönliche Erfahrung ist tatsächlich, umso offener ich damit umgehe, desto mehr Verständnis wird mir entgegengebracht. Nun Menschen, die etwas nicht verstehen, gibt es immer und überall.
Ich weiß also, was passieren wird und mein Umfeld weiß dies ebenfalls.
Dies ermöglicht uns, ganz anders mit der Situation umzugehen. Zudem kann sich meine Familie darauf vorbereiten, dass ich wieder ein paar Tage sehr, sehr schlecht gelaunt bin, Sachen sage, die ich nicht sagen möchte und mich selber nicht leiden kann. Mein Mann weiß jetzt auch, wie er mich auf diesem Loch wieder rausbekommt. Das alles haben wir mit der Zeit gelernt, es passiert nicht von heute auf morgen und ein ganz großer Teil, der dazu beigetragen hat, ist einfach meine Therapie gewesen.
Beispiel 2: Vor meiner Therapie hat mein Mann mich ganz häufig gefragt: „Was ist los“? ; „du hast doch etwas“ oder er sagte: „Jetzt rede mit mir“ – all diese Sätze setzten mich extrem unter Druck und dann blockiere ich. Ich werde wütend und unfair. Manchmal spreche ich einfach gar nicht mehr und ich bin ein Ass in Ignorieren.
Mittlerweile fragt er viel weniger. Er fragt dann eher, wie ich mich fühle und ob ich weiß, warum ich mich so fühle. Er hört zu oder gibt mir aufmunternde Worte. Manchmal muss er sie 100x wiederholen, vermutlich wiederholt er sich in jeder depressiven Phase von mir. Er akzeptiert, wenn ich nicht sprechen möchte. Auch hier – die Therapie hat ganz viel dazu beigetragen, vor allem auch das Angehörigengespräch, welches wir dort geführt haben.
Was ich damit sagen will: Es ist mit Depressionen schwer. Das Leben ist sehr schwer, aber ich habe gelernt, damit umzugehen und du kannst es auch lernen!
Glücklich trotz Depressionen






Was ist Glück?
Glück ist ein mehrdeutiger Begriff, der momentane oder auch anhaltende positive Empfindungen einschließt, die von stiller bis zu überschießender Art sein können. Glücklich kann man zudem eine Person nennen, der es anhaltend gut geht, weil ihr Leben viel von dem enthält, was sie als wichtig erachtet.
Auf all diesen Bildern war ich glücklich.
Wie oben schon geschrieben, kann man trotz Depressionen auch Glücklich sein. Es gibt auch einige Influencer, die genau dafür werben und weißt du was? Wir Menschen mit Depressionen DÜRFEN auch GLÜCKLICH SEIN.
Leider sind wir uns dessen nicht bewusst. Leider kommt dies genau durch solche Aussagen: „Du hast doch Depressionen und bist ständig traurig“; „wieso lachst du, wenn du Depressionen hast?“ Wusstest du, dass es sogar eine lachende Depression gibt, die super gefährlich ist?
Natürlich ist es so, dass in der depressiven Phase, kein Glück vorhanden ist. Fragen auftauchen, ein Gefühl der inneren Leere herrscht, Tränen fließen. Ja, in diesen Momenten ist niemand glücklich. Denn niemand ist freudig darüber, dass er/sie/es sich gerade schlecht fühlt. Auch fragen sich sicherlich einige Personen, wieso sie nicht glücklich sein können. Ich bin mir jedoch sicher, dass auch diese Personen an einem anderen Tag so etwas wie Glück empfinden können. Manchmal dauert es etwas, bis man dieses Gefühl wieder bewusst wahr nimmt! Auch hierbei hat mir die Therapie super viel geholfen. Auch bei mir hat es gedauert, bis ich das Gefühl des Glückes wieder wahrnehmen konnte. Bitte denk also immer daran: Das Glück ist da, es ist bei dir, nur manchmal versteckt es sich.
Was macht mich Glücklich?
Ich denke, dass es auch sehr viel ausmacht, ob man Glück empfinden kann ist, wie man Glück für sich selber definiert.
Dadurch, dass ich dieses Jahr mehr im Krankenhaus war, wie zu Hause und mein Leben sehr oft am seidenen Faden hing, durch die vielen Asthmaanfälle, hat sich meine Ansicht von Glück verschoben.
Früher dachte ich: Glücklich bin ich nur, wenn ich viel Geld verdiene, einen Job in der Führungsposition oder Selbstständigkeit habe. Wenn ich das Geld ausgeben kann, etwas unternehmen kann.
Heute ist Glück für mich, das Zusammensein mit meiner Familie, mein Sohn aufwachsen zu sehen. Ein Dach über den Kopf zu haben, sowie essen/trinken. Ich bin glücklich darüber, dass meine Beine mich tragen, mein Herz schlägt und dass mein verstorbener Opa mich jedes Mal von der Himmelspforte wieder weg schickt. Ich bin glücklich darüber einen Mann und Familie zu haben, der in jeder Lebenslage zu mir hält, denn auch dies ist nicht selbstverständlich!
Und all diese Dinge sind natürlich auch Dinge, die ich in meiner depressiven Phase „vergesse“, doch dann versuche ich mich daran zu erinnern.
Wie genau ich das tue, erzähle ich dir ein anderes Mal.
Aber nun weisst du:
Ja, man kann auch glücklich sein mit Depressionen.
Auch wenn es sehr schwerfällt, muss man das Glück zulassen, vielleicht sein Glück auch etwas anders definieren und vor allem sich Hilfe holen, um das Glück bewusst wieder empfinden zu können. Du schaffst das auch, da bin ich mir sicher.