Nicht nur als Asthmatikerin liegt es mir am Herzen, sondern auch als Rettungssanitäterin möchte ich, dass du weißt, welche Erste Hilfe Maßnahmen du bei einem Asthmaanfall durchführen kannst. Ich habe leider schon eine unterlassene Hilfeleistung erlebt und sehe in den Erste-Hilfe-Kursen oft, dass Asthma auf die leichte Schulter genommen wird. Dabei ist dies eine schwerwiegende chronische Erkrankung, an der jährlich mehrere tausend Menschen versterben. Hier bekommst du nun ein paar Informationen.
Inhaltsverzeichnis
Was passiert bei einem Asthmaanfall?
Bei einem Asthmaanfall sind die Atemwege durch Muskelverkrampfungen und verschleimten Bronchien verengt. Der/die Asthmatiker*in hat das Gefühl „keine Luft“ zu bekommen.
In Wirklichkeit, bekommt der/die Asthmatiker*in genug Luft, aber, er/sie/es kann nicht ausatmen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Lippenbremse machen, dabei sollte die Ausatmung mindestens doppelt so lang, wie die Einatmung sein.
Die verengten Atemwege können verschiedene Auslöser haben, dies richtet sich auch nach der Art des Asthmas.
Reagieren die Bronchien nun durch einen Einflussfaktor oder Belastung, kommt es zu einer Schwellung der Schleimhäute, die Schleimproduktion steigt sehr stark an. In der Folge sind die Bronchien verengt und die Atemmuskulatur muss große Leistungen erbringen, um selbst eine geringe Versorgung mit Sauerstoff zu gewährleisten. Das Ausatmen der verbrauchten Luft fällt durch die Verkrampfung schwerer und schwerer, mit jedem Atemzug bleibt mehr Luft in der Lunge zurück. Das macht das Einatmen von ausreichend Sauerstoff nahezu unmöglich – und die Atemnot wird immer akuter.
Auslöser des Asthmaanfalls
- • körperliche Anstrengung (ursächlich für Belastungsasthma)
- • Nebel
- • Wind
- • kalte Außenluft
- • Abgase
- • Rauch
- • Stress
- ○ emotionale Belastungen
- ○ Staub
- ○ einige Medikamente (zum Beispiel Schmerzmittel)
- ○ Infekte
- ○ Schimmel
- ○ starke Gerüche
Allgemeine Symptome des Asthmaanfalls
- – Anfallsartige Atemnot
- – ein pfeifendes Atemgeräusch
- – eventuell Husten
- – erhöhte Atemfrequenz
- – Engegefühl in der Brust
- – eventuell Blaufärbung der Lippen
- – Unruhe & Angst
Erste Hilfe Maßnahmen bei einem Asthmaanfall
Falls du Asthmatiker bist, wirst du wahrscheinlich sehr gut geschult sein, aber, ich habe hier noch einmal für dich, deiner Familie, Freunden oder auch einfach für alle Interessierten, die Erste Hilfe Maßnahmen zusammen gefasst.
- Am wichtigsten ist es, nicht wegzuschauen. Dazu habe ich schon einen Beitrag geschrieben, der mir sehr am Herzen liegt.
- Sei für die betroffene Person da
- Setz die betroffene Person hin, wenn sie nicht schon sitzt.
Am besten ist hierfür der „Kutschersitz“ geeignet. Du kannst ihn googel, bis ich ihn hier auf dem Blog genauer erklärt habe, damals hat man gesagt, Oberkörper aufrichten, Arme nach oben nehmen blabla. Bitte tue das nicht, lass die betroffene Person so sitzen, wie sie es möchte. - Enge Kleidung etwas lockern
- Wenn möglich frische Luft zuführen, Fenster öffnen aber, schau das es nicht zu kalt wird.
- Notfallspray anreichen. Ganz wichtig: du darfst dieses Spray NICHT verabreichen, das muss der/die Asthmatiker/*in alleine machen, da die Person zeitgleich das Spray auslösen & einatmen muss. Außerdem dürfen Ersthelfer keine Medikamente verabreichen, mit einer Ausnahme.
- Versuch, mit der betroffenen Person zusammen zu atmen. Asthmatiker*in vergessen häufig die Lippenbremse anzuwenden und langsam zu atmen. Wie die Lippenbremse funktioniert, werde ich ebenfalls genauer in einem Beitrag vorstellen.
Aber, du kannst es dir so vorstellen: Atme durch die Nase ein und durch den leicht geschlossenen Mund wieder aus, als würdest du eine Kerze ausblasen wollen. - Bitte versuch die betroffene Person zu beruhigen. Sie wird Angst haben, je nachdem wird schlimm der Asthmaanfall ist, sogar unter Erstickungsangst leiden. Und bitte komm niemals auf die Idee, die Person alleine zu lassen und wenn du die Tür für den Rettungsdienst öffnen musst, sag Ihr Bescheid.
Wenn sich der Asthmaanfall nicht bessert, verschlechtert oder gar zum ersten Mal auftritt, dann ruf bitte die europaweite Notrufnummer 112 an! Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand!
Was der Rettungsdienst macht
Wenn der Rettungsdienst eintrifft, ist die Situation in den meisten Fällen sehr angespannt. Das braucht es aber gar nicht zu sein. Wie du vielleicht schon weißt, habe ich selber im Rettungsdienst gearbeitet und weiß aus eigener Erfahrung wie man sich fühlt, weshalb ich diesen Block einfach mit reinnehme.
Der Rettungsdienst wird viele Fragen stellen. Unter anderem wollen Sie wissen, ob eine Lungenerkrankung vorliegt, um die richtigen Medikamente geben zu können.
Falls die betroffene Person nicht schon im „Kutschersitz“ sitzt, wird das Rettungsdienstpersonal dies versuchen durchzuführen, so wie Atemanweisungen geben wie z.B die Lippenbremse durchführen, langsamer Atmen.
Außerdem wird die Lunge abgehört, um festzustellen, ob es sich wirklich um einen Asthmaanfall handelt.
In den meisten Fällen wird dann Salbutamol über eine Verneblermaske vernebelt. Falls die betroffene Person Angst hat, einfach Bescheid sagen. Man muss nicht sofort eine Maske auf seinem Gesicht tolerieren, wenn man es nicht kennt.
Wenn sich die Atemnot nicht besser, wird der Rettungsdienst eventuell noch ein 2x vernebeln und einen Zugang in die Vene legen. Der Venenverweilzugang ist dafür da, um Flüssigkeit und Medikamente zu verabreichen. Die Medikamente wirken schneller, wenn man sie direkt in die Vene verabreicht. In den meisten Fällen wird ein Cortison über die Vene verabreicht.
Natürlich wird der/die Asthmatiker*in auch am Monitor angeschlossen. Dazu gehört die Sauerstoffsättigung (unter 94% gibt es Sauerstoff), Blutdruckmanschette und eventuell ein EKG.
Dies sind so die Basics des Rettungsdienstes. Natürlich haben sie noch weitere Möglichkeiten/Medikamente, falls immer noch keine Besserung vorhanden sein sollte.
Bei meiner Wenigkeit wird meistens zu einer NIV-Beatmung gegriffen (Nicht invasive Beatmung, also kein Tubus im Hals) dies ist im ersten Moment anstrengend aber, dann fühle ich mich erleichtert. Wichtig ist es, sich auf das Gerät einzulassen.
Bevor ich es vergesse, natürlich möchte das Rettungsdienstpersonal auch die Krankenkassenkarte haben. Wenn möglich, auch einen Medikamentenplan. Aber, sie können ja im Regelfall mit euch sprechen
Nun kommen wir zu dem persönlicheren Teil. Es folgt eine kleine „Stell dir vor“-Geschichte, wo ich einen Asthmaanfall aus meiner Sicht beschreibe. Dies kann Triggern, deshalb lies dir diesen Teil bitte nur durch, wenn du dir sicher bist, ihn zu verkraften. ♥
Stell dir vor:
Du wachst auf, es ist mitten in der Nacht.
Du hustest, Reizhusten, es hört nicht auf und fängt an weh zu tun.
Verzweifelt machst du die Fenster auf, versuchst zu inhalieren und findest nicht mehr in den Schlaf. Solange du sitzt, ist alles gut. Sobald du liegst, geht das Husten wieder los. Stiller Reflux.
Nach Stunden bist du wieder eingeschlafen. Morgens aufgewacht, die Luft war knapp. Nach dem Frühstück gehst du in Richtung Arzt und merkst, die Luft wird enger, bis du nur noch durch einen Strohhalm atmest.
Plötzlich stehen 3 Ärzte vor dir. 2 Pfleger. 2 Ärzte versuchen einen Zugang in dir rein zu bekommen. Du wirst angebettelt, langsamer zu atmen.
Es geht nicht. Du hechelst, denn du hast das Gefühl in der Lunge blockiert etwas, du erstickst. Die Kraft lässt langsam nach. Du wirst müde.
Keine Ahnung, wann es passiert ist. Aber, die Medikamente fangen an zu wirken. Du merkst, die Blockade löst sich auf und der Strohhalm wird dicker.
Langsam, aber stetig, wird es besser. Bis die Luft wieder da ist.
So, hat sich mein Asthmaanfall angefühlt.
In den meisten Fällen habe ich nach einem Asthmaanfall ziemlich starke Schmerzen im Brustkorb, dies kommt davon, dass die Bronchien sich so stark zusammengezogen haben. Auch bin ich todmüde und muss in den meisten Fällen erstmal schlafen.
Der Tag danach ist auch noch ziemlich .. langsam. Ich fühle mich oft noch gerädert. Aber, wie ich oben schon geschrieben habe, ist dies bei jeder Person anders.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du berichten magst, wie du dich bei einem Asthmaanfall fühlst.
Deine Kim